Hochsensibilität

Fakten zur Hochsensibilität

Das von Elaine N. Aron entwickelte Konzept der Hochsensibilität beschreibt eine besondere Sensitivität und Feinsinnigkeit von Personen. Die Hochsensibilität (HS) ist zwischen Männern und Frauen etwa gleich verteilt. Auch kann HS vererbt werden.

HS dient zur Erhaltung der Art. Deshalb sind etwa 20% der Säugetiere hochsensibel.

Etwa 70% der Hochsensiblen Personen (HSP) sind introvertiert. 30% werden als ambivertiert beschrieben. Letzteres beschreibt sowohl extrovertierte als auch introvertierte Persönlichkeits-anteile als vorhanden.

Die Steuerung finden wie bei allen Menschen bzw. Säugetieren über Hormone und Neurotransmitter statt. Jedoch kann bei HSP´lern festgestellt werden, dass gewisse Botenstoffe prominenter zu finden sind. Auch eine leichtere Reizgeneration und Erregungssensibilität des Nervensystems kann bei diesen Menschen festgestellt werden.

Häufig äußert sich die HS bereits im Kindesalter. Wieder erkennbar wird sie im Erwachsenenalter. Hormonelle Umstellungen in der pubertären Entwicklungsphase unterdrücken die an sich vorhandene Reizempfindlichkeit.

Zu unterscheiden sind jedoch Trauma und Hochsensibilität. Ein Trauma kann durchaus zu erhöhter Sensibilität führen. Ähnlich ablaufende biologische Prozesse stellen verwechselbar ähnliche Muster der Sensitivierung dar. Aus therapeutischer Sicht sind jedoch sich klar abgrenzende, unterschiedliche Bedürfnis- und Verhaltensmuster erkennbar, die dann in näherer Betrachtung durchaus eine Unterscheidung zu lassen.

Natürlich ist eine Kombination aus Hochsensibilität und Trauma ebenso möglich. Hier überschneiden und wiedersprechen sich dann z. T. auch subjektive und objektive Bedürfnisse.

Hier haben Sie die Möglichkeit zum Selbsttest.

Ein paar persönliche Worte…

 

Um das Thema der Hochsensibilität ist in den vergangenen Jahren ein wahrer Hype geworden.

Was ist daraus aber effektiv entstanden?

  1. Eine gesellschaftliche Gruppe findet endlich die nötige Beachtung, welche längst überfällig geworden ist.
  2. Es gibt wie überall sehr viele Trittbrettfahrer, für die es als erstrebenswert scheint, dieses Persönlichkeitsmerkmal gleichzusetzen mit „besser, hochwertiger und wertvoller“ zu sein als andere.

Hochsensibilität ist jedoch etwas ganz anderes. Es ist ein Persönlichkeitsmerkmal, welches eine andere Art der Informationsverarbeitung im Gehirn darstellt. Hochsensiblen steht eine Informationsflut zur Verfügung, welche mit besonders feinen Sinneswahrnehmungen gekoppelt ist. Man sollte dies also eher als Gabe oder Talent betrachten. Ein Talent, welches, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, durchaus sehr anstrengend sein kann.

Wie jedes Talent, muss man auch dieses trainieren, weiterentwickeln und bedacht einsetzen.

Diese etwas andere Art der Reizverarbeitung hat bei Hochsensiblen unweigerliche Auswirkungen auf Körper, emotionale Befindlichkeit und seelisch-geistige Perspektive sowie die Entwicklung der Lebensstrategien.

Alle Hochsensiblen Menschen leben aufgrund dieser Art von Reizverarbeitung mit einem hoch erregbaren Autonomen Nervensystem (ANS), welches sie zwischen Dauerstressbelastung und Gefühlen tiefster (inneren) Ruhe, Zufriedenheit und Verbundenheit mit dem Leben pendeln lässt.

Dieses Spannungsfeld gehört zu den gesunden Merkmalen Hochsensibler und ist kein Anzeichen von Erkrankung, sondern ist im Gegenteil Ausdruck einer tiefen und stabilen Form physischer und psychischer Gesundheit.

Sie können von diesen Kräften in gleicher Form profitieren, wie sie unter Unverständnis und nervlicher Dauerbelastung leiden können.

Folglich ist eine Mehrdimensionalität in der Begleitung hochsensibler Menschen entscheidend, um der Komplexität gerecht zu werden und diese erfahrbar zu machen.

Deshalb braucht es die Öffnung des Denkens, des Herzens und des Willens, um Hochsensibilität in ihrer Erlebniswirklichkeit für Träger und Begleiter wie auch in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung wirklich zu erfassen.

 

 

Stärken von HSP

 

Eine hochsensible Person stellt sich vor:

Hallo! Sicher wollt ihr als erstes meinen Namen wissen. Nennt mich Lisa oder Paul. Das ist egal. Denn von uns Hochsensiblen gibt es verglichen etwa gleich viele auf weiblicher und männlicher Seite. Circa 20 – 30% der Bevölkerung können als hochsensibel bezeichnet werden. Wir sind zwar in der Minderheit, aber für das Überleben der Art unverzichtbar. Auch unter den nicht-menschlichen Säugetieren gibt es hochsensible Tiere. Dazu später aber noch mehr.

Vielleicht hast du ja auch Hochsensible in deinem Bekanntenkreis?

Oder du weißt nicht, dass sie hochsensibel sind, dir ist aber aufgefallen, dass sie durchaus etwas anders sind und manchmal nicht ganz so belastbar wie deine anderen Freunde? Schenke mir ein paar Minuten deiner Zeit und ich helfe dir zu verstehen, weshalb wir ein klein wenig anders erscheinen, als Normal-Sensible Menschen.

Uns hochsensible Menschen – kurz HSP´ler für Hochsensible Person – zeichnen ein paar sehr wertvolle und besondere Fähigkeiten aus. Ich gestehe, manchmal kann das auch vor allem für uns selbst sehr anstrengend sein.

Wir HSP´ler denken generell sehr vielschichtig und auf mehreren Ebenen gleichzeitig und wägen dabei die Vor- und Nachteile einzelner Argumente genau ab. Bei Überlegungen können wir es gar nicht wirklich verhindern, sämtliche Faktoren automatisch mit zu berücksichtigen. Auch unsere Schlussfolgerungen werden nochmals umfassend geprüft.

Für die Menge an Denkschritten benötigen wir natürlich wesentlich mehr Zeit als Nicht-HSP´ler. Daher erscheint es oft so, als würden wir wesentlich langsamer denken. Doch die Einbeziehung der vielen Faktoren lassen die Denkprozesse vielfach dimensionaler, die Ergebnisse aber auch entsprechend vielschichtiger werden. 

Als hochsensible Person ist man stets sehr reflektiert. Wissen, unsere Erfahrungen und die Selbstreflexion werden in die Überlegungen ebenso einbezogen. Dies kann man auch schon sehr gut bei hochsensiblen Kindern beobachten. Durch unser vernetztes Denken können wir schnell gute, wenn auch manchmal eher etwas ungewöhnliche Lösungen finden, da wir oft auch unterbewusst nicht offensichtliche Zusammenhänge berücksichten.

Für Normal-Sensible ist es auch häufig sehr schwer, Schwachstellen in Prozessen oder Planungen nachzuvollziehen, die wir HSP´ler schon längst erkannt haben. Das führt manchmal zu beidseitiger Irritation, da es uns schwer fällt, dass ein für uns so offensichtliches Problem nicht erkannt werden kann, unser Gegenüber aber aus seiner Perspektive noch nicht die Möglichkeit hat, dieses zu erkennen.

 

Sind hochsensible Personen schneller müde?

Nun, da muss ich mir ein Lächeln etwas verkneifen. Wir haben durchaus etwas eingeschränkte Kraftreserven. Man muss bedenken, dass die Informationsflut, die ständig auf uns einströmt, von unserem Gehirn verarbeitet werden muss. Der Filter zur Durchlässigkeit von Informationen ist bei Hochsensiblen herabgesetzt. Das heißt, wir nehmen wesentlich mehr wahr, als die Normal-Sensiblen.

Im Moment ist z.B. hier im Raum eine Fliege, die immer wieder gegen das Fenster fliegt, außen fährt ein Auto die Straße entlang und man kann den Zug hören. Das sind alles Informationen, die bei uns HSP´lern ankommen und im Gehirn verarbeitet werden müssen.

Das Fahrzeug und den Zug würde vermutlich der Filter des Gehirns der Normal-Sensiblen gar nicht soweit vordringen lassen, dass diese akustischen Reize überhaupt wahrgenommen werden. (Anm.: Dies ist ausschließlich als Beispiel zum besseren Verständnis gedacht)

Diese Menge an Informationen, die unser Gehirn ständig verarbeiten muss, kostet sehr viel Energie.

Sitzt nun eine hochsensible Person in einer Veranstaltung mit vielen Menschen, ist am Arbeitsplatz oder ein hochsensibles Kind in der Schule ist die Flut an Reizen, die unser Gehirn verarbeiten muss, enorm. Daher ist es wichtig, dass wir lernen, unsere Kraft- und Energiereserven einzuteilen und durch strukturierte Planung so dann unsere Aufgaben bewältigen können.

Der Vorteil dieser intensiveren Reizverarbeitung ist, dass wir als Hochsensible leichter und früher Gefahren erkennen können. Wie oben bereits beschrieben, sind auch Säugetiere, zu denen wir als Menschen ja auch zählen, in ihrer vielfachen Spezies auch mit hochsensiblen Tieren bereichert. Diese Tiere erkennen Gefahren besonders gut, können ihre Artgenossen also warnen und sichern dadurch ein Überleben der Art.

Durch diese Gefahrenerkennung wirken wir HSP´ler manchmal auf die anderen vielleicht als Schwarzmaler, retrospektiv aber hat diese Fähigkeit enorm positive Auswirkungen.   

 

Sind HSP´ler wirklich kreativer?

Unser stark vernetztes Denken erlaubt uns volle Kreativitätsentfaltung. Dies ist für unkomplizierte Problemlösungen ein toller Faktor, da die Vielschichtigkeiten der Denkprozesse parallel und sehr schnell ablaufen können. Uns ist wichtig, dabei aber alle Eventualitäten zu bedenken. Die an sich selbst gestellte Frage: „Was, wenn…“ kennen viele zu Genüge. Dies lässt aber auch viele Optionen offen.

Einen inneren Kampf, den aber viele von uns fast täglich zu führen haben ist unsere enorme Werte-Orientiertheit. Hohe ethische, moralische und soziale Werte sind für uns (auch) im Alltag selbstverständlich. Hier geraten wir aber oftmals in innere Konflikte,  wenn von uns ein absichtliches Handeln gegen diese Werte verlangt wird. Das kostet viel Energie.

 

Hochsensibilität – eine Party auf der Achterbahn?

Das trifft es bei einigen recht gut. Das kann man aber auch viel zu negativ verstehen. Wir HSP´ler leben in einer sehr intensiven Gefühlswelt. Bereits bei Kleinkindern ist dies spürbar.

Auch unsere Denkweise ist entsprechend emotional angehaucht. Rein analytisches Denken gefällt unseren Gehirnen meist gar nicht. Unsere Denkprozesse laufen also verstärkt über die emotional geprägten Bereiche des Gehirns.

Für manche ist diese Emotionalität auch ein gewisser Ballast oder fast schon Fluch. Auch mir persönlich geht es öfters so, dass mich die Emotionen überrollen. Für andere völlig grundlos kommen dann ein paar Tränen, oder man kann kurzzeitig gar nicht mehr klar denken. Das muss dann einfach raus. Ich/Wir können das nicht verhindern. Andere wiederum können sehr stark auf potentielle Gefahren fokussiert sein. Sobald es natürlich überhandnimmt, können sich Ängste, kreisende Gedanken bis hin zu Depressionen entwickeln. Da ist es dann wichtig und sinnvoll, sich professionelle Unterstützung zu holen.

Ein weiteres Geschenk, welches wir bekommen haben, ist eine sehr hohe Empathiefähigkeit. Jedoch sind wir da dann auch unterbewusst ständig am Prüfen, was die Person gegenüber zwischen den Zeilen gemeint haben könnte. Eine sehr große Herausforderung für uns ist, nicht immer alles nur positiv für die Gegenseite auszulegen, sondern auch negative Vermutungen durchaus zu prüfen. Hochsensible haben manchmal ein Problem, zunächst nur das Gute im Gegenüber zu sehen. Das ist aber ein Prozess, welchen man durchaus erlernen kann, sobald man sich darüber bewusst ist.

Ich hoffe, ich konnte einen ersten Eindruck vom Leben als Hochsensible Person geben.

Vielen Dank!

Gerne können Sie sich bei Fragen und

Unterstützungsbedarf an mich wenden!